Trennung · Scheidung
Trennung nach fast 30 Jahren Ehe
Sabine, 50 Jahre (Erfahrungsbericht zwei Jahre nach der Schlichtung)
Mein Mann wollte so schnell wie möglich die Scheidung, sieht seine Zukunft mit einer anderen Frau. Unsere Töchter 18 und 20 J. waren psychisch sehr betroffen.
Ich habe mich ohnmächtig gefühlt und nur noch Schmerzen verspürt. Mein Kopf stand nicht mehr still. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wie soll es für mich und die Kinder weitergehen? Wo werden wir wohnen? Da waren Existenzängste, Wut, Ohnmacht und Fragen über Fragen und lange keine Antworten. Irgendwann funktioniert man dann nur noch – besitzt eine sehr lange Liste mit Dingen, die erledigt werden müssen. Kaum ein Vorankommen – Anwalt? Sich streiten und alles was man sich in 30 Jahren erarbeitet hat stückchenweise für den Scheidungskrieg opfern?
Mein Mann war auf seine Art und Weise ebenso voller Kummer.
Das miteinander umgehen war schwierig. Ich hatte mir damals schon eine gute Anwältin gesucht und schnell wurde mir klar, dass es eine gerechte Scheidung für beide Seiten nicht geben wird, denn es mussten eine Firma und Vermögen verteilt werden. Einen Scheidungskrieg wollten wir aber beide nicht. Durch Bekannte haben wir, Gott sei Dank, von dieser Schlichtungsstelle erfahren und konnten es gar nicht glauben, dass man hier konfliktlösend und moderierend durch den Scheidungsprozess geführt wird.
Schon beim ersten Termin fühlt man sich durch die Anwesenheit zweier Anwälte abgeholt und der ganze Scheidungs-/Einigungsprozess verlief sehr strukturiert ab. Das hat mich sehr beeindruckt. In den Sitzungen hatte jeder von uns Raum, seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Was im Nachhinein sehr hängen geblieben ist, war die Möglichkeit, dass jeder seinen Schmerz ausdrücken konnte und durch die Moderation der Anwälte konnte immer wieder der Konsens gefunden werden – das war für mich sehr beruhigend, da in dieser Phase nochmals viel Schmerz hoch kommt und der Kopf nicht mehr funktionieren will – man ist kaum fähig eine Entscheidung zu treffen – diese wurde aber durch die Konfliktoren sanft herbeigeführt. Diese Beruhigung, dass dort jemand sitzt, der dich versteht und auf dich eingeht war für mich ganz neu und so konnten wir sehr schnell und genau in der geplanten Zeit den Einigungsprozess herbeiführen. Mit jedem Termin fielen immer mehr Sorgen ab und die lange Liste der Dinge, die zu erledigen waren, wurde merklich kürzer. Alles war geklärt über nichts musste mehr gestritten werden. Durch die Schlichtung konnten wir uns weiterhin in Frieden begegnen und jeder konnte sich nach vorne orientieren.
Man kann nicht sagen, dass wir Freunde sind, dafür war zu viel Schmerz da, aber wenn man in der Art und Weise auseinander geht, kann jeder seine Würde behalten. Wir können normal miteinander reden, was für unsere Töchter das Wichtigste ist, und wenn ich heute von Familie rede, dann sind es schöne Erinnerungen in einem Buch mit vielen wunderschönen Kapiteln zu denen mein Ex-Mann gehört hat und Teil ist.
Heute schreibt jeder sein eigenes Buch und was bleibt sind trotzdem diese Kapitel als Familie in der wir alle Teil waren und sind.
Das hätten wir ohne die Schlichtungsstelle und die Arbeit von Frau Lara Schmidt-Rüdt und Herrn Michael Gissibl nicht hinbekommen. Ich bin unendlich dankbar für diese Erfahrung, die ich sehr gerne teile.
Mein Kapitel war damit noch nicht beendet…da ich die Firma meines Mannes mit aufgebaut hatte und mir nun eine neue berufliche Zukunft aufbauen musste…
Ich bin unendlich dankbar, dankbar, dankbar…
Alles kaputt!
Steffen, 56 Jahre (Erfahrungsbericht 6 Jahre nach der Schlichtung)
„Meine Frau hatte mich mit Ihrer Entscheidung konfrontiert, dass Sie sich trennen will und einen anderen Partner hat. Ich war völlig aufgewühlt und schwer angeschlagen… Und dass trotz der Kinder. „Was tut Sie da!?!?“
Alle Vorzeichen die ich damals vielleicht hätte sehen können, hatte ich gekonnt ignoriert. Es war eine Bombe die platzte. Aber auch meine Ex Frau war völlig neben sich und von der Situation überfordert. Sie war mir ein Rätsel und ich ihr auch.
„Du bist schuld !“ – „Nein Du!“ Keine Basis mehr um voranzukommen. Die Hölle! Alles kaputt!
Aber wir wussten beide, so geht es nicht weiter. Es muss eine Entscheidung gefunden werden, wie wir weitermachen können.
Mit Hilfe der Schlichtungsstelle konnten wir die Trennung wirklich geschlichtet bekommen.
Ohne größeres Blutvergießen. Ohne Atomkrieg. Die Schuldfrage wurde nicht in den Vordergrund gestellt, sondern das „wie geht es weiter?“
Wir konnten uns auf Lösungen verständigen vom Hausverkauf bis hin zum gemeinsamen Umgang mit den Kindern.
Begleitete Gespräche halfen uns gemeinsame Lösungen zu finden, die wir alleine nicht erreicht hätten.
Aus einer unlösbaren, verzweifelten, wütenden und beidseitig verletzten Situation im Jahr 2014 entstand etwas Neues.
Die Kinder konnten seither glücklich und unbeschadet aufwachsen. Sie wissen, dass wir beide sie lieben.
Bei Konfirmationen und Feiern können wir gemeinsam am Tisch sitzen, wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen.
Wir haben eine Lösung für uns gefunden. Und jeder von uns beiden konnte einen neuen Weg einschlagen.
Dank Ihrer Hilfe wurde es nicht der Krieg, den keiner gewinnen kann und am Schluss alle verlieren.
Wir müssen keine Freunde mehr sein, aber wir haben Dank der Schlichtung ein Fundament für die Zukunft von uns beiden gelegt.
Das wichtigste ist kein Krieg zu führen, denn das wichtigste sind die Kinder! Sie wollen keinen Krieg zwischen den Eltern, keinen Sieger, und gleich gar keinen Verlierer.
Dabei hat uns die Schlichtungsstelle sehr geholfen. Einen Mann und eine Frau dort als Ansprechpartner zu haben war im Konflikt sehr hilfreich. Die Schlichter arbeiten im Team.
Wir bekamen persönliche und rechtliche Hilfe von Unterhaltsthemen, Kinderbetreuung, Feriengestaltung bis zur Immobilienauflösung….
Danke!“
Trennung mit psychischer Erkrankung
Annegret, 57 Jahre (Erfahrungsbericht 6 Jahre nach der Schlichtung)
„Aufmerksam wurde ich auf die Schlichtungsstelle, als ich beim Hautarzt in Bad Urach war und ich an den Fenstern der Schlichtungsstelle vorbeigelaufen bin. Immer wieder habe ich einen Satz dort gelesen und mit nach Hause genommen. Es hat mich sehr fasziniert, dass es so etwas gibt. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, so etwas für mich und meine Ehe zu brauchen.
Zu meiner Person: Ich bin Mutter von 4 Kindern, bin mit der Zeit psychisch sehr schwer erkrankt – Diagnose: schizoaffektive Störung.
Es gab viele Klinikaufenthalte, viele schwierige Situationen, so z. B., dass ich immer wieder meine Kinder zu Hause zurücklassen musste.
Irgendwann war dann auch der Mann verschwunden. Und irgendwann forderte er die Scheidung.
Jetzt war klar, wo wir hingehen mussten und so sind wir zur Schlichtungsstelle nach Bad Urach gekommen. Das war im Jahr 2013.
Innerhalb kürzester Zeit wurde gemeinsam vieles entschieden. Übrig blieb – ich wollte die Scheidung nicht – bin aufgewachsen „bis der Tod Euch scheidet“ und was passiert mit unserem großen Haus?
Die Schlichtungsstelle hat in diesen wichtigen und überaus großen Entscheidungen mit uns zusammen eine gute Lösung gefunden. Ich war bereit, diesen Schritt zur Einwilligung in die Scheidung zu vollziehen und dafür gegen eine finanzielle Ablösung das Haus zu bekommen.
Es war sehr sehr schwer – diese Entscheidungen zu treffen. Doch ich hatte die Schlichtungsstelle im Hintergrund.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich sehr dankbar, wie sich alles entwickelt hat. Ich bin geschieden und das bedeutet, es sind ganz klare Verhältnisse.
Ich habe mein Haus ausgemistet, lange Zeit haben hier ja 6 Menschen gewohnt und es hat sich vieles angesammelt. Nun bin ich dabei, mein Haus zu renovieren. Ich habe ein Projekt – es heißt „Wohnen auf Zeit“ – Menschen kommen für eine bestimmte Zeit in mein Haus, um hier zu leben, Urlaub zu machen und aufzutanken. Das ist ein großes Geschenk.
Es geht mir seit langer Zeit sehr gut, ich bin stabil, fast kann ich sagen, ich bin gesund.
Ich habe einen schönen Kontakt zu meinen Kindern, den Partnern meiner Kinder und meinen beiden Enkeltöchtern.
Ich habe es geschafft, wieder in bezahlte Arbeit zu kommen.
Vieles habe ich der Schlichtungsstelle zu verdanken. Was wäre gewesen, wenn wir in dieser schwierigen Zeit nicht nach Bad Urach gekommen wären.
Und so möchte ich Mut machen, diesen Schritt zur Schlichtungsstelle zu gehen und vielleicht auch nicht so lange zu warten. Es lohnt sich.
Und so danke ich Lara Schmidt-Rüdt und Michael Gissibl und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Arbeit!“
Anmerkung der Schlichter
Kommen Menschen mit psychischen Erkrankungen zu uns, dann gilt für uns Schlichter eine besondere Sorgfalt herauszufinden, ob der Betroffene emotional und gesundheitlich in der Lage ist, sich für seine Interessen einsetzen zu können. Hier kann die parallele Betreuung durch den behandelnden Arzt oder Therapeuten sowie die Begleitung durch einen Dritten hilfreich oder auch notwendig sein. Ferner ist die Entschleunigung des Prozesses wichtig. Ohne zeitlichen Druck können Betroffene besser herausfinden, was sie brauchen und kommen die Beteiligten trotzdem deutlich zeitnaher zu ihren Lösungen, als in einem streitigen Gerichtsverfahren.
Die Ehe war nur noch eine Hülle
Hubert, 55 Jahre (Erfahrungsbericht zwei Jahre nach der Schlichtung)
„Mir hat das Konzept einer friedlichen, für beide Seiten tragbaren Lösung ohne Rosenkrieg sehr gefallen – lange bevor ich von diesem Lösungsansatz selbst profitieren sollte.
Meine Ehe war längst nur noch eine formale Hülle.
Es gab in diesen 26 Jahren Ehe bereits zwei längere Trennungen. Eine, als unsere gemeinsame Tochter drei Jahre alt war und eine, kurz nachdem die Tochter das Haus zum Studieren verlassen hatte.
Nach beiden Trennungen haben wir es erneut versucht, beides Mal gab es hoffnungsvolle Ansätze und doch war nach der 2. Trennung das emotionale Band zerrissen und als meine damalige Frau erneut eine Außenbeziehung angefangen hat, war für mich das Maß voll.
Ohne große Wut, ohne Rachegefühle oder sonstigen heißblütigen Gefühlswallungen hatte ich innerlich die Gewissheit, dass es nun endgültig vorbei ist. Die Zeit war um und ich war mir sicher: Es ist Zeit für die Scheidung.
Meine damalige Frau hat es „ zur Kenntnis genommen“, hätte sicher gerne in diesem bürgerlichen Konstrukt weitergelebt, aber gewehrt hat sie sich nicht.
Einem Schlichtungsprozesses hat sie ebenfalls ohne Widerstand zugestimmt.
Ich wollte eine Roadmap für den Prozess der Scheidung haben, wollte es sauber und fair zu Ende bringen.
In die erste Sitzung sind wir beide (wir fuhren zu allen Sitzungen gemeinsam) relativ entspannt gegangen.
Mir waren unsere beiden Schlichter sofort sympathisch. Das Konzept, dass eine Frau und ein Mann den Prozess begleiten, ist klug gewählt und hilft über so manche Klippe hinweg.
Nach der ersten Sitzung, ich erinnere mich genau, kam es mir zunächst doch etwas profan vor, dass es am Ende des Tages wohl doch „nur“ um das Geld geht….Wer ist wie abgesichert, wer verdient was usw.
Als es nach der 2. oder 3. Sitzung um das konkrete verteilen der Güter und im Gefolge um den Wert des Ausgleichs ging, kam eine gewisse Spannung zwischen mir und meiner damaligen Frau auf, welche ich wohl bemerkt habe, jedoch war mir der Grund schleierhaft.
Frau Schmidt-Rüdt hat dann doch schnell erkannt, dass es bei meiner Frau um Ängste ging – um ein würdiges Leben im Alter und dass dies benannt und Lösungsansätze gesucht werden müssen.
Im konkreten Fall war die Lösung zu ermitteln, was der jeweilige Partner nach der Trennung braucht, was er/sie selbst beisteuern muss und was vom Anderen kommen muss.
Da ich der „ Vermögende“ mit dem guten Job war, musste ich da eben Federn lassen, was sicher nicht einfach war.
Schritt für Schritt haben uns die Schlichter das Ping-Pong der Zahlungen erläutert und immer wieder gefragt, ob wir da mitgehen können und so entstand das fertige Konzept.
Unser Ergebnis war eine Scheidungsfolgenvereinbarung, welche genau regelte, wie viel Geld ich bezahlen musste, was mit unseren Häusern passiert und wie es um die Altersvorsorge bestellt ist.
Somit war dann der daran anschließende Scheidungsakt beim Amtsgericht nur noch Formsache und nachdem das Amtsgericht den Termin 2x verschoben hatte und wir beim 3. Termin dann noch zufällig am Jahrestag unserer Eheschließung geschieden wurden, konnten wir nur noch lachen und der noch recht junge Amtsrichter war ob der gelösten Stimmung leicht überfordert.
Persönlich hat mir sicher geholfen, die Sache mit dem Geld nicht persönlich zu nehmen.
Ein Aufrechnen, oder gar Hadern führt hier in eine Sackgasse und verbittert einen.
In den Kategorien Schuld und Rache zu denken ist wenig hilfreich. Auch gutgemeinte Ratschläge aus dem Freundes und Bekanntenkreis (lass Dich nicht über den Tisch ziehen usw.) helfen nicht wirklich weiter und der Gesetzgeber hat mit dem Zerrüttungsprinzip, das nicht nach der Schuld fragt, einen genialen Ansatz für eine friedliche Beendigung der Ehe geschaffen.
Wer ist schuld am Scheitern? Sicher nie eine/r alleine….
Meist sind Die getrennten ja auch noch Eltern – bleiben dies ein Leben lang und es macht vieles einfacher, ohne Verbitterung über den anderen dem gemeinsamen Kind begegnen zu können.
Ich spüre und fühle und weiß, dass dies für mich der richtige Weg war und mir geht es heute gut. Ich bin inzwischen eine neue Partnerschaft eingegangen und meine Ex-Frau hat immer noch ihren Freund, das hilft sicher.
Für manche schräg, für mich ein stimmiges Ende ist der Umstand, dass ich meiner ehemaligen Frau die (abgetrennte) Wohnung in meinem nun allein mir gehörenden Haus für zwei Jahre überlassen habe.
Es hat sich für mich einfach richtig angefühlt, nach einer so langen Ehe.
Da meine neue Partnerin nun bei mir eingezogen ist, kommt manchmal ein bisschen Spannung auf, aber ich verlange von beiden eine gewisse Toleranz und Gelassenheit und weil ich da so klar bin und die Sache mit meiner Ex so friedlich über die Bühne ging, funktioniert es einigermaßen und wir sind im Haus eben wie ganz gewöhnliche Nachbarn ohne geheuchelte Herzlichkeiten.
Meine ehemalige Frau wird nach diesen zwei vereinbarten Jahren ausziehen. Eine gemeinsame Wohnung mit ihrem Partner wird gerade gebaut und dann wird an diese Geschichte wohl ein Punkt gesetzt werden können.
Ich kann dann in den Spiegel schauen und sagen, es hätte auch schlimmer kommen können.
Mit freundlichen Grüßen“
Hubert, 55 Jahre (Erfahrungsbericht zwei Jahre nach der Schlichtung)
Die Angst der Mutter, die Kinder zu verlieren und die Liebe zu einer Frau
Marie, 40 Jahre (Erfahrungsbericht ein knappes Jahr nach der Schlichtung)
Die Vorgeschichte
Nach intensiver Diskussion vereinbarte ich für meinen Mann und mich im September 2018, einen Termin bei der Schlichtungsstelle in Bad Urach. Wir hatten uns getrennt und lebten noch mit unseren Kindern in unserer Doppelhaushälfte. Als Ehepaar hatten wir uns bereits vor mehreren Jahren voneinander entfernt. Rückblickend würde ich sagen, dass wir aufgrund unterschiedlicher Lebenseinstellung und Erziehung von Anfang an nicht richtig zueinander gepasst haben und nach anfänglichem „Verliebtsein“ keine tiefgründige Liebe entstand. Dennoch heirateten wir und haben zwei wunderbare Kinder. Vor allem in den letzten beiden Jahren vor unserer Trennung nahm jedoch der Respekt meines Mannes mir gegenüber immer stärker ab. Ich fühlte mich oft unwohl und ständig machte ich mir beispielsweise Gedanken darüber, was mir eigentlich in unserer Beziehung immer fehlte, was mit unseren Kindern passieren würde, wenn wir uns trennen würden, wie sich alles entwickeln könnte und ob ich es bis zu meinem Tod so ertragen könnte. Vor den Sommerferien 2018 lernte ich meine Lebensgefährtin kennen. Innerhalb von wenigen Wochen entstand eine tiefgründige Liebe zueinander. Mein Mann nahm den Trennungswunsch sehr schlecht auf und verstand bzw. versteht auch meine vielen Gründe bis heute nicht. Er war verletzt, wütend und verzweifelt zugleich. Seiner Ansicht nach ist, einzig und allein, meine Lebensgefährtin unser Trennungsgrund. Die Kinder weinten viel und waren anfänglich wütend auf mich, weil sie die Trennungsgründe nicht kannten. Die Kommunikation untereinander war zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig. Meine Familie und einige Menschen aus meinem Bekannten und Freundeskreis brachen den Kontakt zu mir ab – das verletzte mich sehr. Bei mir herrschte absolutes Gefühlschaos. Ich war überglücklich mit meiner Lebensgefährtin hatte aber auch ein schlechtes Gewissen meinen Kindern und meinem Mann gegenüber. Außerdem hatte ich vielerlei Ängste z.B., dass mir jemand die Kinder wegnehmen würde, mein Mann und seine Familie mich versuchen würden fertig zu machen oder ich in finanzielle Schwierigkeiten gelangen würde usw. Ich hatte die Hoffnung, dass die Schlichter der Schlichtungsstelle mit uns die Situation so klären können, dass wir nach dem Schlichtungsprozess halbwegs normal miteinander umgehen können, um unseren Kindern weiterhin gute Eltern zu sein. Des Weiteren wünschte ich mir, dass mir die Schlichter die Angst nehmen würden und wir die finanzielle Situation so klären können, dass jeder von uns damit leben kann.
Der Schlichtungsprozess
Im Oktober 2018 war unsere erste Sitzung zusammen mit unseren Kindern bei der Schlichtungsstelle in Bad Urach. Wir wurden sehr freundlich von der Sekretärin empfangen und hatten nur eine sehr kurze Wartezeit. Die Kinder wurden von einem Diplom-Sozialarbeiter und einer Pädagogin betreut und ohne Eltern befragt. Das war mir sehr wichtig um ggf. zeitnah handeln zu können, wenn Bedarf besteht. Eine Rückmeldung und ein Gespräch darüber hatten wir im Anschluss an unsere erste Sitzung. Mein Mann und ich waren währenddessen im Nebenraum im Gespräch mit den Konfliktoren. Wir starteten sehr ruhig mit einer Bestandsaufnahme unserer Situation. Die Konfliktoren strahlten sehr viel Ruhe aus, was sich sehr schnell auf uns übertrug. Das war bei allen Sitzungen so, die im Abstand von ca. 8 Wochen waren. Bis zur letzten Sitzung konnten alle offenen Fragen rechtlicher sowie finanzieller Art geklärt werden und einvernehmliche Regelungen getroffen werden, mit der beide Parteien leben können. Auch gab es immer wieder Raum für Themen anderer Art oder individuelle Bedürfnisse. Beispielsweise klärten wir, wie wir gemeinsam Eltern bleiben können und auch meine Lebensgefährtin an der Erziehung unserer Kinder teilhaben kann. Über weitere Schritte wurden wir immer zeitnah informiert und es gab jederzeit die Möglichkeit Fragen zu stellen, die zeitnah beantwortet wurden. Nach der letzten Sitzung waren wir gut vorbereitet für den Notartermin und die weitere Korrespondenz mit der die Scheidung durchführenden Rechtsanwältin, dem Gericht und weiteren Behörden. Der Erstkontakt wurde jeweils immer durch die Schlichter der Schlichtungsstelle hergestellt. Insgesamt war der Schlichtungsprozess sehr gut strukturiert und wir hatten nie das Gefühl in einer Situation „allein“ zu sein. Lediglich meinem Mann meine Trennungsgründe verständlich zu machen, schafften wir im Rahmen des Schlichtungsverfahrens nicht.
Ich kann die Schlichtungsstelle in Bad Urach jederzeit als faire Alternative zum Scheidungsverfahren über einen Anwalt weiterempfehlen bzw. ans Herz legen.
Nachbetrachtung (März 2020)
Mittlerweile stehen wir kurz vor dem Haupttermin der Scheidung vor Gericht. Bisher konnten wir alles in Ruhe und einvernehmlich regeln. Das war für unsere Kinder und mich sehr wichtig. Auch von Außenstehenden bekommen wir immer wieder die Rückmeldung, wie gut wir doch alles regeln würden. Ganz anders als man das von vielen Trennungspaaren hört. Die Schlichter der Schlichtungsstelle haben uns sehr dabei geholfen. Ich würde jederzeit wieder diesen Weg wählen.
Wir wollten eine Trennungsvereinbarung aufsetzen
Hanspeter, 54 Jahre (Erfahrungsbericht ein Jahr nach der Schlichtung)
Nachdem ich mich zu dem Schritt der Trennung entschieden hatte war es mir ein Bedürfnis, dies in größtmöglicher Ruhe und gegenseitigem Respekt zu vollziehen. Die gemeinsame Ehezeit war und ist in meinen Augen nicht nutzlos oder „minderwertig“, sondern war genauso, wie sie war. Sie bot in meinen Augen aber keine Perspektive für eine gemeinsame Zukunft – weshalb ich sie beenden wollte.
In Gesprächen mit meiner Frau wurde uns klar, dass wir eine „Trennungsvereinbarung“ aufsetzen sollten. Dies und den kompletten Ablauf der Trennung sowie aller folgenden Schritte wollte ich nicht konfrontativ, sondern kooperativ mit meiner Frau lösen. Ein Bekannter empfahl uns die Schlichtungsstelle in Bad Urach. Es brauchte ungefähr 3 Monate, bis auch meine Frau diesen Schritt als zielführend anerkennen konnte. Gemeinsam vereinbarten wir einen ersten Termin – und waren positiv überrascht. Die beiden Schlichter gaben uns zu verstehen, dass unser Schritt nichts Ungewöhnliches ist, aber eben trotzdem ein einschneidender Schritt im Leben jedes Familienmitglieds. Empathie und Kompetenz – das nahmen wir aus dem ersten – und dann jedem weiteren Gespräch mit.
Gemeinsam definierten wir das Ziel – die Erarbeitung einer Trennungsvereinbarung, die notariell beglaubigt und uns dann auch als Grundlage für eine Scheidung dienen sollte. In der Vereinbarung wollten wir die Aufteilung des Geld-Vermögens, der Immobilien, des ehelichen Zugewinns klären. Außerdem wollten wir mit juristischer und betriebswirtschaftlicher Begleitung die Themen Kindesunterhalt und Ehegattenunterhalt miteinander einvernehmlich klären. All das geschah in fünf Sitzungsrunden unter beachtenswertem Einsatz der Schlichter, sowohl auf fachlicher als auch auf menschlicher Basis.
Gefordert waren wir als Paar, aber auch als Einzelpersonen. Gefordert waren auch unsere Kinder, mit denen ein eigener Termin vereinbart wurde – aus dem wir als Eltern Einschätzungen und wertvolle Hinweise der Schlichter bekamen.
Ich sehe die Arbeit der Schlichtungsstelle als außerordentlich einfühlend und fachlich hochkompetent an. Alle unsere Ziele wurden erreicht, jeder Schritt in dem langen Prozess der Trennung bis hin zur Scheidung wurde einfühlsam und kompetent begleitet. Kooperativ, und nicht konfrontativ.
Danke!
Getrennt – unter einem Dach
Ein Ehepaar berichtet von der Trennung, zwei Jahre nach der Schlichtung
Vorgeschichte
Die Eheleute hatten sich innerhalb des Hauses getrennt und zwei Wohneinheiten geschaffen, damit sie auch weiterhin als Eltern für ihre vier Kinder da sein konnten. Die Kinder sollten so leicht zwischen Vater und Mutter wechseln können. Ferner sollte den Kindern auf diese Weise das Familienheim erhalten bleiben, das mit so viel Herzblut geschaffen worden war.
Die Ehefrau hatte einen neuen Partner kennengelernt, der aus einer früheren Beziehung ebenfalls zwei kleine Kinder mit in die Beziehung brachte.
Als die Eheleute in die Schlichtung kamen, wohnte auch der neue Partner mit der Ehefrau im Haus. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten mussten sich alle Bewohner auch Räume miteinander teilen. Diese Umstände erforderten viel Toleranz von allen Beteiligten.
Schlichtungsverfahren
Im Schlichtungsverfahren zeigte sich bald, dass die bestehende Wohnsituation für alle schwierig war. Sie erforderte viel Rücksichtnahme und machte für die Eheleute den Schritt in ein neues Leben nach der Trennung kaum vollziehbar. Die gut gemeinte Idee einer toleranten Wohngemeinschaft wurde zur Belastung und verschärfte den Konflikt zwischen den Eltern. Im Schlichtungsverfahren konnte nun eine alternative Lösung erarbeitet werden. So zog die Mutter mit ihrem Lebensgefährten in ein anderes Haus und die Eltern vereinbarten, dass die Kinder im Wechsel bei Vater und Mutter leben sollten.
Zwei Jahre danach fragen wir, wie es jedem geht
Die Mutter:
„Um ihre Frage zu beantworten , wie es uns und den Kindern geht. Es geht uns allen sehr gut mit der Situation. Die Kinder haben die neue Lebenssituation super gut verkraftet und haben, so finde ich, dadurch sogar mehr von ihrem Vater als zuvor. Was mich sehr für die Kinder und ihn freut. Das tut gut. Und auch wir Eltern verstehen uns mittlerweile wieder sehr sehr gut, so dass wir das mit den Kindern gut und friedlich und in einem angenehm heilsam wohltuenden Miteinander leben können. Wir laden uns sogar gegenseitig zu Festen oder Abenden an Feiern ein und können gemeinsame Zeit in dieser eben nun anderen Lebensform als früher wirklich genießen und gutheißen. …. Und uns gegenseitig unterstützen und austauschen und mögen.
Von daher geht es uns allen gut.
Vielen Dank nochmal für ihre Unterstützung und ihre Geduld mit uns damals.“
Elisabeth
Der Vater:
„Tatsächlich glaube ich, dass die Trennung für mich ein wichtiger Entwicklungsschritt war. Insbesondere die Fähigkeit, sich wieder als eigenständigen Menschen wahrnehmen zu können. So sehe ich das jetzt und kann mich den Gedanken von Elisabeth anschließen. Ich bin ihr im Nachhinein dankbar, das sie den Mut hatte, diesen Weg zu gehen. Ich hätte das nicht geschafft.
Dennoch hatte ich während der Trennungsphase massive Existenzsorgen und Verlustängste. Ich bin selbstständig und es war nicht abzusehen, wie ich ein neues Leben mit den Kindern zeitlich und finanziell stemmen kann. Offen gesprochen, ein echtes Scheißgefühl. Zudem die Wohnsituation, die Trennung der Güter – wie soll das gehen? Ich war vollkommen mit mir selbst beschäftigt und hatte wirklich keine Ahnung, wie wir die komplizierten rechtlichen Trennungsmechanismen alleine in den Griff bekommen sollten. Und es war auch Ihre Idee, die Schlichtungsstelle zu besuchen. Auch dafür bin ich ihr dankbar.
Durch die einfühlsame und kompetente Beratung der Konfliktoren konnte ich mich auf meine eigene emotionale Trennung konzentrieren, Perspektiven betrachten und mögliche Wege definieren. Und das war für mich vordergründig der wichtigste Effekt den die Beratung der Schlichtungsstelle gebracht hat. Aber natürlich auch durch die Tatsache, das die Phase nach der Trennung geregelt wurde, können wir als freie Menschen wieder aufeinander zugehen, uns gegenseitig verzeihen und unser neues Leben annehmen. „